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Dienstag, 10. März 2015

Trennung/Mediation


Hallo meine Lieben, 

ich bin's mal wieder. Heute möchte über das Thema „Trennung und Mediation“ sprechen. Ich habe mir mittlerweile einige Trennungsgeschichten angehört und viele Eltern in ihren Trennungen begleitet. Dabei sind mir einige Dinge aufgefallen, die immer wieder auftreten. 

In den meisten fällen trennt sich der eine vom anderen. Derjenige, der sich trennt, ist meist schon ein paar Schritte weiter als der, von dem sich getrennt wird. So kommt es immer wieder zu Missverständnissen. 

Beispiel: Die Frau trennt sich vom Mann. Dieser Mann beklagte sich bei mir, dass seine Ex von ihrem Leben erzählt. Beispielsweise, was sie am Wochenende gemacht hat, wie es ihr geht und was sie mit den Kindern geplant hat. Für ihn war es vollkommen unverständlich, wie sie ihm so etwas erzählen kann. Er möchte darüber nichts wissen. Für ihn stellte sich nur eine Frage: Wenn sie ihn weiterhin als Teil ihres Lebens haben will, wieso trennt sie sich dann? Für ihn war das Verhalten seiner Ex pure Provokation und Folter. Dementsprechend hat er darauf reagiert. Er wurde wütend und sagte ihr: "Mich interessiert es nicht, was in deinem Leben passiert. Das ist mir sch*** egal!" 

Für sie ist es wiederum vollkommen unverständlich, wie er so reagieren kann. Immerhin haben sie einmal ihr leben miteinander verbracht und haben auch gemeinsame Kinder. So ist es in ihren Augen doch nur verständlich, dass sie sich eine freundschaftliche Basis behalten sollten. Dazu gehört für sie nun einmal auch der sogenannte "Small Talk". Die Reaktion des Mannes signalisiert der Ex Folgendes: "Du bist mir egal, ich hasse dich und will dich aus meinem Leben streichen." 

Und da haben wir den Salat! Beiden fehlt die Fähigkeit, sich in den anderen hineinzuversetzen. Sie ist in der Trennung schon so weit zu sagen: "Gut, unsere Beziehung ist gescheitert. Unsere Elternschaft hat damit aber nichts zu tun." Er hingegen ist noch nicht so weit. Er hat noch damit zu kämpfen, dass er seine Frau verloren hat. Beide reagieren auf den jeweils anderen und schaukeln sich hoch, immer weiter. Bis dann ein echter Krieg ausbricht. 

Noch ein Beispiel: Der Mann trennt sich von der Frau. Sie fühlt sich im Stich gelassen, sieht sich jetzt als "alleinerziehend" und bekommt das auch von allen Seiten so vermittelt. Auch von ihm. Das denkt sie zumindest, denn er hat sie ja mit den Kindern allein gelassen. Vielleicht denkt sie auch: "Er hat sich vor der Verantwortung als Vater und Ehemann gedrückt.“ Es kommt zu folgender Situation: Der Mann möchte Umgang mit den Kindern. Doch sie unterbindet das. Warum? Sie fühlt sich im Stich gelassen, denn er hat sie und die Kinder verlassen. So hat sie Angst davor, vielleicht auch nur unterbewusst, dass er die Kinder irgendwann "wieder" sitzen lässt. Sie will die Kinder also davor beschützen. Was ja, im Grunde genommen, eine gute Sache ist. Er gibt aber nicht auf und fängt an, um die Kinder zu kämpfen. Sie wertet das aber nicht als den Wunsch, weiterhin Vater sein zu können, sondern als Machtspiel des Ex. 

Für ihn ist es jedoch ganz anders. Er war in der Beziehung vielleicht nicht mehr glücklich, hat auch keinen Weg gesehen, daran etwas zu ändern. Also hat er sich, in seinem Streben nach Glück, schweren Herzens von seiner Frau getrennt. Keineswegs aber von seinen Kindern. So möchte er nun auch nach der Trennung als Vater für seine Kinder da sein. Dies wird ihm verweigert und er kann die Gründe dafür nicht verstehen. Er sieht die Intention seiner Ex-Frau nicht. Wie auch? Er hat das, was sie ihm vorwirft, nie getan, jedenfalls nicht in seiner Wahrnehmung der Trennung. So wird er, verständlicherweise, wütend, dass seine Ex ihm die Kinder vorenthält. In seiner Wut und seiner Verzweiflung wendet er sich an einen Anwalt und klagt gegen seine Ex. Für ihn ist das Handeln und Vorgehen seiner Ex nicht der Wunsch, die Kinder vor einer Enttäuschung in der Zukunft zu schützen. Für ihn ist es ein Machtspiel der Ex. 

Da haben wir den Salat schon wieder, aber dieses Mal mit Dressing! Beiden fehlt, genau wie im ersten Beispiel, die Fähigkeit, sich in den anderen hineinzuversetzen. Als Dressing kommt dazu, dass beide es nicht schaffen, besser gesagt nicht schaffen können, miteinander zu reden. So bricht auch hier ein Krieg aus. Dieser wird auf dem Rücken der Kinder ausgetragen. Gewinnen kann ihn niemand, denn die, die am wichtigsten sind leiden. Egal wer am Ende gewinnt, die Kinder verlieren. Das Ganze habe ich so ähnlich schon in Sender und Empfänger beschrieben. 

Wenn also die Eltern nicht in der Lage sind, miteinander zu reden, sich auf den anderen einzulassen, zu sehen, dass das Gegenüber vielleicht doch nicht einfach nur böse oder egoistisch ist, was bleibt da noch außer Krieg? 

Manche sagen nun: Alle Macht der Mutter, so kann der Vater keinen Krieg führen. 
Andere sagen: Alle Macht dem Vater, so kann die Mutter keinen Krieg führen. 

Ich sage: Mediation

Wenn in den oben von mir beschriebenen Situationen ein zertifizierter Mediator, der fähig und up to date ist, der den Eltern die Position des jeweils anderen hätte klarmachen können, anwesend gewesen wäre, hätte man den "Krieg" umgehen können. 

So kommen wir zum Kern der Sache. Eltern, die sich voneinander trennen, brauchen Hilfe. Damit meine ich keine "Familienberatung" oder den "Psychologischen Dienst" des Jugendamtes. Sie brauchen Mediation. In der Familienberatung sitzen häufig Sozialarbeiter, die nur sehr selten eine tatsächlich psychologische Ausbildung genossen haben. Nehmen wir einmal an, man hat Glück und dort sitzt jemand vom Fach, was einem Lottogewinn gleichkommt, dann hat dieser einen ganz anderen Hintergrund als ein Mediator. Natürlich ist dieser Hintergrund nicht schlechter, aber für die Situation eher ungeeignet, denn es geht hier nicht darum, eine gemeinsame Basis zu finden, einen Konsens sonder darum, eine Störung des sozialen Umfeldes der Familie festzustellen, zu lindern oder zu heilen. Ähnliches gilt für den Psychologischen Dienst des Jugendamtes. Beides kann natürlich sinnvoll sein, aber ich bin der Ansicht, dass eine echte Mediation vorzuziehen ist. 

Hier wird jemand gebraucht, der ein Gespräch so zu führen vermag, dass die (eigentlichen) "Gegner" selbstständig und eigenverantwortlich zu dem Schluss kommen, was das Gegenüber eigentlich will, denn so und NUR so kann ein Konsens, eine Lösung gefunden werden, bei der keiner als Verlierer dasteht. 

Was genau Mediation ist und wie man leicht selbst erkennen kann, ob man diese braucht oder nicht, beschreibt Hans-Jürgen Gaugl sehr geschickt in seinem Artikel. Mediation – was ist das und wann kann das helfen?


Ein Nachtrag: JEDER darf sich in Deutschland "Mediator" schimpfen! So solltet ihr immer darauf achten, dass dieser die Bezeichnung "ZERTIFIZIERTER MEDIATOR" trägt. Wenn ein Anwalt nebenher Mediation anbietet, solltet ihr besonders vorsichtig sein, denn Konsens und die Tätigkeit des Anwalts an sich stehen im krassen Gegensatz zueinander. 

Ich wünsche euch alles Gute, 
Thomas