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Samstag, 21. März 2015

Die Wahrheit?


Hallo ihr Lieben,

seit ich selbst betroffen bin und diesen Blog schreibe, lese ich immer wieder davon, dass Eltern ihren Kindern die "Wahrheit" sagen. Meist sind es die Elternteile, die ausgegrenzt werden, sich gegen falsche Anschuldigungen behaupten müssen, denen der Umgang zu den Kindern verboten oder erschwert wird und die von ihrem Ex-Partner diffamiert werden. Sie möchten ihre Kinder nicht belügen, sie sehen keinen Grund dazu, denn sie haben ja nichts getan. Alles, was gegen sie vorgebracht wird, ist gelogen.

So sagen sie ihren Kindern beispielsweise:
"Nein Schatz, ich möchte dich immer bei mir haben, nur Mama/Papa will nicht, dass du bei mir bist."
"Mama/Papa hat uns verlassen, deshalb sind wir jetzt allein, denn Mama/Papa hat uns nicht mehr lieb."
"Mama/Papa hat mich angezeigt. Sie/er sagt, ich hätte sie/ihn geschlagen, aber das stimmt nicht."
"Mama/Papa lügt und es geht ihr/ihm nicht um dich, sie/er will nur mich bestrafen. Was du willst, ist ihr/ihm egal!"

Das sind nur einige Beispiele der Wahrheiten, die Kindern, in dem Glauben, man sei im Recht, gesagt werden. Es mag sogar sein, dass es die Wahrheit ist oder das, was wir persönlich als Wahrheit empfinden. Aber ist es sinnvoll, Kinder mit so etwas zu konfrontieren? Ich verstehe den Impuls, die Wahrheit sagen zu wollen. Mir ging es anfangs nicht anders. Es ist eine ganz natürliche Reaktion, denn man hat ja nichts von alledem, was einem angelastet wird, getan. So sagt man sich selbst: "Ich bin nicht wie die/der Ex. Ich sage die Wahrheit und lasse mich nicht auf ihr/sein Niveau herab". Man sollte die Kinder nicht belügen und ehrlich währt bekanntlich am längsten, so redet man sich zumindest selbst immer wieder ein.

Hierbei werden allerdings einige Denkfehler begangen.
Erstens: Die Kinder werden mit demselben Maß genommen, wie man es bei einem Erwachsenen tun würde. So denkt man: Jemand erzählt eine Lüge über mich, also stelle ich die Dinge klar. Kinder nehmen so etwas allerdings ganz anders auf als wir Erwachsene. Den Kindern fehlt meist das Verständnis der Situation, sie können nicht bewerten, was wahr ist und was gelogen. So sehen sie nur: "Mama redet schlecht über Papa und/oder Papa redet schlecht über Mama." So sagt vielleicht einer von beiden die Wahrheit und fühlt sich somit im Recht, doch beide tun ihrem Kind das Gleiche an. Sie bringen es in einen Interessenkonflikt, den es nicht bewältigen kann. Sie zwingen das Kind, sich entscheiden zu müssen. "Wem soll ich glauben?" Sollte man ein Kind wirklich vor eine solche Entscheidung stellen? Wäre es nicht sinnvoller, diesen Kreislauf zu durchbrechen, sich selbst rauszunehmen, dem Kind Geborgenheit, einen festen Halt, Liebe und die Gewissheit zu geben, dass es beide lieben darf? Dies bewirkt bei Kindern weitaus mehr und vor allem wirkt es nachhaltiger als die "Wahrheit".

Anmerkung: Der Fehler, der hier begangen wird, ist derselbe, den viele Gegner der Doppelresidenz begehen. Auch diese behandeln Kinder nach den Maßstäben eines Erwachsenen. Das Lieblingsargument ist hier: "Die ständigen Wechsel bringen Unruhe in das Leben des Kindes". Vergessen wird hier, dass Kinder die Welt ganz anders erleben als wir Erwachsenen. Mein Lieblingsbeispiel ist diesbezüglich immer wieder das unterschiedliche Empfinden von Zeit. Wisst ihr noch, damals, als ihr Sommerferien hattet? Diese 6 Wochen waren so unglaublich lang. Man hatte fast ein ganzes Leben Zeit, um all die Dinge zu tun, die man während der Schule nicht tun kann. Doch wie ist das heute? Wenn ich darüber nachdenke, wie lang mir diese 6 Wochen im Alter von 12 Jahren vorgekommen sind, sind diese Wochen heute, im Alter von 30 Jahren, schon fast wieder vorbei. Wie muss sich dann ein Tag für einen Dreijährigen anfühlen? Oder gar eine ganze Woche?


Zweitens: Sagt man seinem Kind die Wahrheit über das, was die/der Ex macht, so ist man auf demselben Niveau wie ebendiese/ebendieser. Dabei ist es vollkommen irrelevant, ob ihr "nur" die Wahrheit sagt und ob eure Intentionen rein sind. Hier zählt nur, was ihr eure Kinder durchmachen lasst und was nicht, denn am Ende geht es bei solchen Dingen, und das ist es, was die meisten nicht verstehen oder wahrhaben wollen, nicht um euch, sondern es geht um eure Kinder.


Ich kann, wie immer, nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen. In meiner Trennung gab es mehr als genug "Wahrheiten", die ich meinen Kindern hätte erzählen können. Diese gibt es auch weiterhin. Spricht mein Sohn mich auf so etwas an, versuche ich einfühlsam zu sein. Sagt er zum Beispiel: "Mama sagt, du bist ein Lügner", dann sage ich nicht "Mama ist selbst eine Lügnerin. Glaube ihr kein Wort davon, mein Sohn". Nein, ich frage ihn: "Was denkst du? Wie fühlst du dich dabei? Möchtest du darüber reden?" Mein Sohn antwortete in ebendieser Situation: "Nein Papa, ich glaube das nicht. Zu mir bist du immer ehrlich. Du bist mein Papa und mein bester Freund". Er war im Übrigen in dieser Situation gerade einmal 3 Jahre alt. Das hängt natürlich auch damit zusammen, was ich meinen Kindern vorlebe, denn so und nur so können wir unseren Kindern vermitteln, wer wir sind.

Im Zimmer meiner Kinder steht ein Foto meiner Ex-Frau. Hätte ich eines von ihrem neuen Lebensgefährten, würde auch dieses dort stehen, denn sie ist ihre Mutter und ihr neuer Partner ist ein fixer Punkt im Leben meiner Kinder. Sie dürfen sie lieb haben, auch wenn mir das wehtun könnte.

Sagt mein Sohn am Ende des Umgangs: "Ich will nicht zu Mama, ich möchte lieber noch bei dir sein, Papa", dann sage ich ihm "Ich hätte dich auch gerne noch länger hier, mein Schatz, aber Mama freut sich doch auf dich. Max Mustermann kommt euch doch sicher auch besuchen. dann könnt ihr zusammen spielen, das wird bestimmt toll! Außerdem sehen wir uns ganz bald wieder! Versprochen!"

Nach der Trennung habe ich gemeinsam mit meinem Sohn "Erinnerungsarmbänder" gebastelt. Eines für ihn, eines für mich und eines für seine Mutter. Er hat sein Armband getragen, bis er es eines Tages nicht mehr finden konnte. Was damit geschehen ist, kann ich nur vermuten. Sie hat ihres, laut Aussage meines Sohnes, in den Müll geworfen. Ich gehe davon aus, dass seines dasselbe Schicksal ereilt hat. Aber das ist am Ende egal, denn ich zeige ihm damit, dass er uns beide lieb haben darf. Sie hingegen zeigt ihm das Gegenteil. So kommt es nicht von ungefähr, dass er nach jedem Umgang lieber bei mir bleiben mag.

Dies ist nicht nur ein Weg, eurem Kind Leid, Zerrissenheit und Schmerz zu ersparen. Es ist auch der beste Weg, um Entfremdungsversuchen entgegenzuwirken.

Anstatt der "Wahrheit" solltet ihr euren Kindern lieber sagen:
"Ich hab dich ganz doll lieb!"
"Du bist etwas ganz, ganz Besonderes!"
"Das hast du toll gemacht!"
"Ich glaube an dich, du schaffst das!"
"Ich bin stolz auf dich!"

Wenn ihr das gelesen habt und euch selbst erkennt, denkt mal darüber nach ...

Alles Gute,
Thomas









3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist vollkommen undifferenziert und unangemessen!

Hier werden die Opfer (Kinder und Elternteile) aufgefordert, weiterhin Opfer zu bleiben!

Es ist ähnlich wie bei Mobbing. Es gibt viele Strategien GEGEN Mobbing. Das Problem ist, dass Mobbing nicht gesetzlich geregelt ist. Es läuft unterhalb des gesetzlichen Radars.

Tausend schlechte Ratgeber sagen immer nur, warum man dies und jenes und solches NICHT machen soll! Sie sagen, aber NICHT, was man EFFEKTIV tun kann, sondern sind auch einfach nur ratlos!

So ist dieser Artikel auch! Er verbietet einfach nur undifferenziert. Dabei ist der Artikel vollkommen undifferenziert und verurteilend! Er ist selbst nur destruktiv!

Dabei gibt es sehr wohl konstruktive Ratschläge, die die Wahrheit beinhalten.

Aber der Artikel kennt offenbar KEINE Grenzen seiner Ratschläge, bleibt abstrakt und ist dogmatisch.

Dabei kommt es aber auch darauf an, was "Wahrheit" sein soll. Die Meinung eines Elternteils ist nicht die Wahrheit, das ist klar! Was aber schwarz auf weiß im Gerichtsschreiben an Lügen existiert ist sehr wohl die Wahrheit über Lügen! Man kann es nachlesen, es sind Fakten und Beweise und wegsehen und ignorieren ist KEINE Lösung, ganz im Gegenteil!

Wenn ein Elternteil Lügen erzählt, dass der andere Elternteil ein Mörder, Vergewaltiger, Missbräucher oder auch nur ein Gewalttäter sei, ist es dann ratsam, die Lügen stehen zu lassen? Ist es gut, dass solche Dinge über Gerichte, andere Eltern, deren Kinder, Kindesfreunde, Schule beim Kind direkt oder indirekt ankommen und es heulend beim anderen Elternteil ankommt? Je länger solches Spiel gespielt wird, desto dramatischer wird der vom Verbrecher beabsichtigte Schaden am anderen Elternteil UND KIND!

STILL HALTEN und alle Angriffe weiter hinnehmen ist KEINE Lösung!

Ist es ohne Grund, dass das Gesetz solche Verleumdungen nach BGB als Straftaten inkl. Gefängnis hinstellt? Gilt dieser Schutz nur für Prominente oder Erwachsene? Sind Kinder vor solchen Machenschaften nicht zu schützen?

Nicht derjenige, der dann die "Wahrheit" schwarz auf weiß beweist, ist der Täter! Das Kind ist schon vorher Opfer des Lügners und ggfs. verbrecherischen Elternteils. Das Kind braucht schon vorher Hilfe! Das Kind muss dringend lernen, die Situation richtig zu verstehen, um damit umzugehen. Es ist durch den Täter gezwungen, einen gewissen Reifungsprozess durch zu machen, der nicht dem Ideal einer heilen Welt entspricht, aber seine Welt ist längst nicht mehr heil, genausowenig, wie die Welt eines kriegstraumatisierten Kindes.

Genau aus dieser Denkecke kommt wohl die Intention dieses Artikels: es versucht eine heile Welt zu bewahren, was zerstört wurde! Aber das ist selbst eine Lüge! Genausogut kann man dem kriegstraumatisierten Kind Lügen aufrecht erhalten, dass der Elternteil gar nicht umgekommen sei, im Krieg. Das ist zunächst einmal nicht hilfreich, um im veränderten Leben klar zu kommen.

Wer die Verbrechen eines Elternteils schützt, unterstützt die Fortführung! Z.B. Gerichte, die Beweise ignorieren, aber Lügen trotz Gegenbeweisen glauben wollen, denn beweisen kann man Lügen nicht!

So einfach, wie dieser Artikel es meint, ist die Welt NICHT!

Doch wenn man konkret wird, dann wird vielleicht deutlich, dass die Wahrheit sehr WICHTIG ist! Es gibt keine Lösung oder auch keinen Umgang mit einem Problem, wenn man nicht die Wahrheit kennt! Auch nicht für Kinder!

Und auch hier ist der Artikel vollkommen undifferenziert: es kommt z.B. auf das Alter der Kinder an, was sie schon vertragen können und was nicht. Aber altersgemäß müssen Kinder die Wahrheit kennen! Damit sie damit in ihrem eigenen Leben umgehen können und sich auch selbst gegen fortschreitende Manipulation schützen können und sich Lügen NICHT zu Herzen nehmen, sondern WISSEN, dass es gar nicht die Wahrheit ist, weil sie die Wahrheit kennen!

Daddy hat gesagt…

Hallo und danke für ihr sehr umfangreiches Kommentar. Ich freue mich imemr wenn Menschen das was ich schreibe nehmen, darüber nachdenken und dazu ihre meinung sagen. Ihr meinung haben sie gesagt, danke sehr, offensichtlich haben sie aber weder diesen beitrag aufmerksam gelesen noch menen Blog aufmerksam verfolgt.
Hätten sie dies getan würden sie wissen das ich mich von Rechtlichen dingen ansich immer Distanziere. Ich bin kein Jurist also gebe ich dazu auch keinen Rat.
Auch haben sie nicht bemerkt das ich, ganz im gegenteil zu ihrer behauptung, nicht sage das sie nichts tun sollen. Natürlich können und dürfen sie vor Gericht ziehen und sich da verteidigen, die Wahrheit klarstellen usw. Auch ist hiern icht die rede davon sich vor anderen Erwachsenen nicht rechtfertigen zu dürfen. Wenn sie das Bedürfniss dazu haben, bitte sehr.
Ich schreibe auch meiner sicht der Dinge und meiner Perspektive. IH bin der überzeugung das man niemals vor den Kindern schlecht über den anderen Elternteil reden sollte, selbst wenn es die wahrheit ist. Ich selbst habe mich auch gegen Gewaltschutzanträge und der gleichen wehren müssen. Vor meinen kIndern habe ich aber stets eine haltung gewahrt die es ihnen erlaubt auch den anderen Elternteil frei und ohne gewissensbisse Lieben zu dürfen. So habe ich die PAS versuche meiner Ex-Frau nicht nur abgewehrt sondern auch im keim erstickt. Sie schreiben von Recht und unrecht, vom BGB und der gleichen. Ich schreibe davon wie es meinen Kindern geht und wie sie mit der Trennung umgehen können. Man könnte also sagen sie reden von Äpfeln, ich von Birnen. Jedes einzelne Argument das sie bringen steht in keinem zusammenhang zu dem was ich schreibe, denn sie bewegen sich auf einer ganz anderen ebene.

Ich denke aus ihnen spricht wut, verzweiflung, hass und ohnmacht. Das alles sind verständliche gefühle. Gerade wenn man aber von solchen Gefühlen geleitet wird sollte man keine Ratschläge erteilen.

Anonym hat gesagt…

Hallo Thomas,

ich finde es gut, dass Du an Deiner Persönlichkeit gearbeitet hast und erkannt hast wo das eigentliche Problem bei Trennungseltern liegt.
Es ist nämlich das fehlende Selbstwertgefühl. Trennungseltern die ein gutes/gesundes Selbstwertgefühl haben, werden nie Probleme haben, eine positive Lösung für IHRE KINDER zu erarbeiten. Was du tust finde ich gut (Mein Empfinden). Was du erkannt hast, dass du Deine ehemalige Lebenspartnerin nicht verändern kannst und du hast für dich und dein Kind einen Weg gefunden damit umzugehen (hat viel mit Selbsterkenntnis zu tun "Wer loslässt hat beide Hände frei"). Du kommunizierst in ICH-Botschaften mit deinem Kind, was es besser Greifen und ebenso besser verstehen kann. Ich finde Du kannst Stolz auf Dich sein, weil Du Dir positive Gedanken machst und an Dir arbeitest. Ich habe eine Buchempfehlung für Dich: Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls. Also weiter mit gutem Beispiel voran.
Grüße Bastian