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Montag, 6. April 2015

Das Autobahnkind.


Hallo ihr Lieben,

vor kurzem habe ich diesen Gast.Beitrag von Kas Cady, dem Auto von dem Blog "Autobahnkind", bekommen. Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen.



"Lange habe ich überlegt wie ich diesen Artikel für den Rosenkriegblog schreiben bzw. verfassen soll. Viele Details habe ich auf meinem Blog bereits veröffentlicht, viele Negativitäten, die ich hier einfach auslassen werde. Letzten Endes hat das Gute gesiegt und ich hoffe inständig das sich die Harmonie halten wird, aber dazu jetzt mehr.
Was ich hier schildere ist meine subjektive Sicht und deckt sich nicht zwangsläufig mit der Sichtweise anderer beteiligter Personen.



Wie bei fast allen Betroffenen begann auch bei mir alles mit einer Trennung; einer Trennung die ich des Kindeswegen sehr weit aufgeschoben habe. Die Suche nach den Gründen habe ich längst aufgegeben, es macht kein Sinn in der Vergangenheit zu wühlen und nach dem Wieso und Warum zu fragen. Gerade wenn beide Trennungsparteien heute das gleiche Gefühl dazu haben. Ein Gefühl das es aus persönlicher Sicht für beide das Beste war.

Einzig die „Schwierigkeit“ des gemeinsamen Kindes und die gemeinsame Sorge in der Zukunft, entfachten danach einen monatelangen Konflikt, der sich in seiner Struktur in immer abartigere Gründe vertiefte.

Mein erster Schritt nach der Trennung war ein sehr gewagter:

Ich habe meine „Heimat“, mein „Trümmerfeld“, verlassen um mich weit weg allen Geschehens in Düsseldorf niederzulassen.

Ich kämpfte mit Depression und suizidalen Gedanken und mein Ziel war es Ruhe zu finden, zu mir zu finden und mich irgendwie zu sammeln, um alles was in den letzten Jahren passiert ist zu verarbeiten und hinter mir zu lassen. Einzig stechender Schmerz war meine Tochter, die ich zu diesem Zeitpunkt bei der Mutter lies. Was mich dazu bewogen hat weiß ich nicht. Vielleicht war es Mitgefühl, manch einer mag es Dummheit nennen oder einfach nur Naivität, dass es irgendwie schon wird.



Die ersten 3 Monate liefen super und ich war alle 2 Wochenenden bei meiner Tochter. Wir planten eine Art Wechselmodell, das vorsah mein Kind eine Woche bei mir zu betreuen, doch machte uns der Gesetzgeber einen Strich durch die Rechnung und ich bekam keine Betreuung für meine Tochter organisiert. Leider kamen damit auch die ersten Schwierigkeiten und ich spürte die Distanzierung der Mutter. Die Probleme häuften sich und erste Termine beim Jugendamt wurden gemacht. Ich teilte meine Sorge mit, dass die Mutter überfordert sei und meine Hilfe nicht annimmt. Die  Mutter schilderte ihre Sorge dass ich unser Kind mitnehme und nicht wieder bringe, und schon kam die Maschinerie ins Rollen. In feinster Dokumentationsarbeit wurden jetzt Termine mit dem Jugendamt vereinbart über die Abhol- und Bringzeiten. Ich hielt mich an alle Absprachen und irgendwann konnte auch das Amt die Angst der  Mutter nicht mehr verstehen. In dieser Zeit machte sie auch einen Wunsch deutlich, den ich bis heute nicht nachvollziehen kann. Sie wollte ihre Ausbildung abbrechen um in ihre alte Heimat, nach Berlin zu ziehen. Jetzt sollten mich nicht mehr 300 km von meiner Tochter trennen, sondern 600 km und dem konnte ich nicht zustimmen.

Ich führte Gespräche mit ihr, in denen es darum ging wie ich es anstellen solle in Zukunft meine Tochter zu sehen. Doch es war bereits zu spät und so manifestierte sich die Einstellung, dass es allein mein Problem sei. Die Angst, die resultierend daraus in mir wuchs, wurde zu Zorn und ich fokussierte mich nur noch auf die Fehler die die Mutter machte. Als ich darüber in Kenntnis gesetzt wurde, dass der Zustand meines Kindes an Verwahrlosung grenzt, war es bei mir vorbei. Noch am selben Tag fuhr ich kurzer Hand zu ihr um dem ein Ende zu setzen. Der absolute Streit brach aus, der am Ende dieses Abends nur noch durch die Polizei vermittelt werden konnte. Sie lies nicht zu dass ich meine Tochter an diesem Tag sehe, geschweige denn die Vorwürfe an diesem Tag geklärt werden konnten.

Kurz darauf bekam ich Post von ihrem Anwalt, der das Verfahren einleitete mir das Sorgerecht zu entziehen, damit die Mutter ohne meine Zustimmung nach Berlin ziehen kann. Mir wurde vorgeworfen mein Kind geplant entführen zu wollen, sowie die Mutter emotional zu erpressen. Ich war geschockt und todtraurig über diesen Vorwurf und haderte mit mir.

Das Jugendamt, welches immer noch neutral der Sache gegenüber Stand, und andere Beratungsstellen rieten mir dringend einen Anwalt zu beauftragen, um nicht von vornherein unter zu gehen.

Kurze Zeit später saßen wir vor Gericht. Die Mutter hatte in der Zeit den Anwalt zu einer Anwältin gewechselt, welche noch viel ekliger und aggressiver in den Prozess ging.

Einen ganzen Frühling und Sommer zog sich das Schauspiel hin und ich möchte in keinster Weise darauf eingehen, da dieser Prozess tiefe und schmerzliche Wunden gerissen hat, an denen ich heute noch mit psychotherapeutischer Hilfe zu arbeiten habe.

Vor der letzten Verhandlung, ohne Verfahrensbeistand und Gutachter, sprach ich mit der Mutter, was komischer Weise immer noch möglich war und sagte ihr ganz klar: Das dies mein letzter Prozess wird, egal welchen Ausgang er hat. Ich hatte keine Kraft mehr und sah der Aussichtslosigkeit, in Anbetracht der Rechtslage in Deutschland entgegen.

Ich schilderte ihr welchen Weg ich nehmen werde. Das ich mich, so weh es tut, zurückziehe, den Unterhalt zahle und hoffe das meine Tochter in ferner Zukunft den Kontakt zu mir sucht um sich vielleicht auch meine Sicht zu den Ereignissen schildern zu lassen. Ich habe nicht bemerkt was es in ihr ausgelöst hat.

Während der Verhandlung sprachen wir über die Möglichkeiten in der Zukunft, denn es gab aus rechtlicher Sicht keinen Grund mir das Sorgerecht oder auch nur einen Teil dessen zu entziehen.

Ich erklärte daraufhin der Richterin den Sachverhalt bezüglich des eigentlich geplanten Wechselmodells und schon drehte sich alles in eine Richtung, die ich nicht erwartet hatte.

Jetzt redeten wir nicht mehr über den Entzug des Sorgerechts, sondern über die Ausführung des Paritätsmodells aus dieser Distanz.

Die Mutter willigte gegen den Rat ihrer Anwältin ein und wir hatten eine solide Grundlage

für die Ausübung des Modells zwischen Berlin und Düsseldorf.

Nach der Verhandlung sprachen wir noch einmal miteinander, aber dieses Mal auf einer anderen Basis.

Irgendwie habe ich heute das Gefühl, wir beide bereuten wie dieser Konflikt eskaliert ist.

Leider konnte unser Rechtssystem keine Ruhe geben und die Anwälte stritten sich über Formulierungen im Protokoll, welches das Gericht nach dem Prozess anders verfasste als besprochen, bis in den Winter. Ich wollte das alles nicht mehr und bat die Mutter um ein letztes Gespräch zu diesem Thema.

Wir beide entschieden uns die Mandate zu entziehen um der Sache endlich die Ruhe zu geben die längst überfällig war. Wir trafen wieder eigene Einigungen und Entscheidungen, ohne Streit und ohne Dritte.

Wir bauen heute mit jedem Wechsel und jedem Telefonat unsere Elternbasis aus. In diesem Jahr haben wir den 4. Geburtstag unserer Tochter zusammen gefeiert.

Respekt und Akzeptanz ist das, was wir heute gegenüber dem Anderen leben, auch wenn es an vielen Stellen immer noch schwer ist, wird es Stück für Stück leichter damit umzugehen.



Für unsere Tochter bedeutet das allerdings zwei Kitas, zwei Städte und zwei völlig Unterschiedliche Lebensorte die sich im 2 Wochenrhythmus abwechseln.

Ein schwieriges Unterfangen auch für mich. Ich sehe die Sache täglich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Weinend, weil ich viele Zweifel hege, was es für die Zukunft meines Kindes bedeutet. Lachend, weil ich meinen Teil am heranwachsen beitragen darf, für mich persönlich viel dazu lernen kann und somit an mir arbeite.



Wer gerne mehr Details erfahren möchte kann meinen Blog besuchen.



Ich möchte zuletzt Thomas danken, für die Möglichkeit einen Gastbeitrages schreiben zu dürfen.

Ich wünsche und hoffe, dass er seine Arbeit weiterhin mit viel Erfolg krönt und seinen wichtigen Beitrag zur Veränderung des Systems, in der Problematik Trennung mit Kindern, leistet.



Danke an alle Leser

Mit den besten Wünschen !

KasCady"

Ich empfinde es als tolles Beispiel dafür wie gut die dinge Funktionieren können wenn man doch noch zusammen arbeitet!

Alles gute,
Thomas