header photo

Freitag, 9. Januar 2015

Kindeswohl


Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich mit euch über das Thema Kindeswohl reden.
In Umgangs und Sorgerechts Streitigkeiten ist das Kindeswohl eine der beliebtesten "Waffen" überhaupt. Es ist nirgendwo tatsächlich definiert und so ergibt es sich das Aussagen die zum Wohle eines Kindes getroffen werden niemals auf Tatsachen beruhen, sondern immer nur Meinungsäußerungen sind. Dafür kann niemand zur Rechenschaft gezogen werden. Das macht es wiederrum zu einer sehr gefährlichen Angelegenheit. Auch ich habe heute erkennen müssen, wie stark die Vorstellungen über das "Wohl des Kindes" auseinander gehen können selbst wenn man sich in den Grundzügen einig ist.

Beispiel; Beide Elternteile wollen das Ruhe für das Kind einkehrt, weniger Wohnungswechsel. Da könnte man doch meinen es wäre einfach einen Konsens zu finden. Wenn die Elternteile sich dann aber über den Umfang des Umgangs nicht einig werden ist es wieder sehr schwer. Elternteil 1 ist der Ansicht die Kinder brauchen EIN Zuhause. Elternteil 2 ist der Ansicht, Kinder brauchen eine gleichwertige Bindung zu beiden Elternteilen und können auch sehr gut mir ZWEI Zuhause leben.

Nun muss man, denke ich, erst mal betrachten welche Vorteile die jeweiligen Positionen haben.
Beide wollen sagen wir mal 4 Wohnungswechsel im Monat. Der Unterschied ist das bei dem Modell 1 die Umgänge in einem 5 zu 10 Rhythmus laufen. Also 5 Tage beim einen 10 Tage beim anderen Elternteil. Bei Modell 2 ist es ein 7 zu 7  Rhythmus. Also 7 Tage beim einen und 7 Tage beim andern Elternteil.
Nun versuchen wir mal die Vorteile zu sehen. Beide Modelle gewähren eine gewisse Eingewöhnungs-Zeit nach dem Wohnungswechsel. Bei Modell 2 sind diese wohl etwas besser gesetzt und geben beiden Elternteilen die Möglichkeit die gleiche "qualitativ hochwertige" Zeit nach dem Wohnungswechsel zu genießen. Das ist bei 1 nicht der Fall. Bei Modell 1 hat das Kind zwar auch bei beiden genug Zeit sich einzugewöhnen, aber die "qualitativ hochwertige" Zeit ist sehr ungleich verteilt. Davon wird das Kind also nicht profitieren und es ist somit, logischerweise, als Nachteil zu sehen.

Hier beende ich das Beispiel da es nun weiter darum geht einen Kompromiss zu finden der dem wohl des Kindes zuträglich ist. Dafür müssen wir uns erst mal die Frage stellen; Was ist Kindeswohl?

Viele werden hier so argumentieren: Kindeswohl ist das was die Eltern oder der Elternteil für das beste zum Wohle des Kindes hält.
Hier muss man sich aber die Frage stellen ob Elternteile nach einer Trennung wirklich dazu in der Lage sind ihre eigenen Bedürfnisse außer Acht zu lassen, um so nur zum Wohle des Kindes zu handeln. Das wird sogar noch wichtiger je Konflikt belasteter die Trennung ist. Ist es zum Wohle des Kindes wenn es von einem Elternteil ganz oder überwiegend getrennt ist?

Wir alle sind uns wohl darin einig das es am besten wäre wenn die Eltern zusammen leben und das Kind in der Familie aufwachsen kann. Das ist nach einer Trennung aber meistens unmöglich. So finde ich es immer wieder paradox wenn von dem "Besten für das Kind" gesprochen wird. Denn das ist faktisch nicht mehr möglich. So geht es bei Umgangsverhandlungen doch mehr darum das geringste Übel zu finden. Das klingt sehr pessimistisch ich weiß. Aber ich würde es eher als Realismus bezeichnen. Als die Eltern sich trennten haben sie das Beste für das Kind unmöglich gemacht. Um nun also das geringste Übel zu finden, ist es unumgänglich das alle beteiligten abstriche machen müssen. Eltern und Kinder gleichermaßen. Das ist aber gar nicht so tragisch wie es sich anhört. Auch mit Abstrichen kann man ein glückliches Miteinander finden. Dafür müssen sich aber alle einig sein und Konsens oder Kompromiss bereit bleiben.

Meiner Meinung nach ist es genau DAS was Kindeswohl ausmacht. Das die Eltern sich zusammen setzen und eine angemessene, den Umständen angepasste, gleichberechtigte und faire Lösung finden. Wenn das geschieht und es nirgendwo böses Blut gibt, dann ist das Wohl des Kindes erreicht und gesichert.

Jeder Elternteil der seine Ansichten was das Wohl des Kindes angeht als absolut sieht und nicht zum Kompromiss bereit ist, zum miteinander statt gegeneinander und zur friedlichen Lösung handelt nur bedingt oder gar nicht zum Wohl des Kindes. Natürlich gibt es auch Situationen in denen ein Kompromiss nicht mehr erreicht werden kann, in der eine oder beide Seiten niemals an einem Kompromiss Interesse hatten, aber dazu sollte es nicht kommen. Nicht wenn von Kindeswohl die Rede ist.

Als Fazit gilt wohl; "Solange das Kindes wohl nirgends klar definiert ist, können keine Entscheidungen zum Wohle des Kindes beim Gericht oder dem Jugendamt getroffen werden. Wir brauchen klare Richtlinien an denen sich orientiert werden muss. Nicht schwammige, unklare und sehr vage Geschwafel das uns allen aufgetischt wird. Im Moment kann jeder Depp seine Meinung in den Raum werfen und damit recht bekommen. Das kann in einem solch gewichtigen Thema wie dem Wohl unserer Kinder nicht länger toleriert werden."

Also nochmal; Sucht einen Kompromiss, geht aufeinander zu, eine Optimale Lösung gibt es nicht nur das geringste Übel. Ihr könnt nur miteinander für das Wohl eurer Kinder Arbeiten. Ohne dies werden eure Kinder IMMER leiden. Egal welche Regelung getroffen oder beschlossen wird.

Alles Gute,
Daddy

1 Kommentare:

Ralf hat gesagt…

Eine schöne Darstellung, die ich noch mit einer Info ergänzen möchte: Kindeswohl lässt sich auch quantifizieren, das haben zumindest Wissenschaftler der Uni Tübingen versucht. Ein kleiner Überblick und weitere Links zur Kissmiss-Studie beim Wochenendvater: www.wochenendvater.de/2014/12/was-heisst-eigentlich-kindeswohl/.

Aber sehr, sehr schön finde ich deine Definition, dass derjenige, der seine Ansichten als absolut ansieht, nur bedingt oder gar nicht zum Wohl des Kindes handelt. Danke dafür.

Grüße
Ralf